»Jeder hat sein Glück selbst in der Hand.« oder »Ich will Tatort-Kommissar werden!«
Stand: 23.09.2009
Letzte Atkualisierung: 27.04.2018 – Fotos augrund DSGVO gelöscht.
Interview mit Michael Jäger von Nicole Rensmann
Leise, in einer Ecke sitzend, vor sich hin sinnierend und darauf hoffend entdeckt zu werden, das passt nicht zu Michael Jäger. Er ruft laut aus, was er will, er bittet um Mithilfe, dreht einen Werbespot, er twittert seinen Wunsch und nutzt das Medium Internet auf vielschichtige Weise. Er will es unbedingt: Tatort-Kommissar werden und somit die Nachfolge seiner Kollegen Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf alias Charlotte Sänger und Fritz Dellwo antreten, die in Frankfurt ihren letzten Fall abgedreht haben.
Als erstes Kind von vieren wurde Michael Jäger am 23. August 1966 in Weinheim geboren. Geborgenheit und Glück lernte er in seiner Kindheit nicht kennen. Als sein Vater Selbstmord verübte und seine Mutter mit vier Kindern überfordert war, kam er 1970 – zusammen mit seiner Schwester – in ein Kinderheim, von wo sie später von einem Ehepaar aus Kaiserslautern adoptiert wurden. Obwohl sich seine Adoptiveltern sehr bemühten, konnten sie die tiefen seelischen Verletzungen – die im Laufe der Jahre aus unterschiedlichen Gründen entstanden – nicht heilen.
Mit 15 Jahren absolvierte er eine freiwillige Erziehungshilfe und fasste das erste Mal in seinem Leben Vertrauen zu einem Erwachsenen – dem Schauspiellehrer, an dessen Unterricht er mit wachsender Begeisterung teilnahm. Dennoch konnte die Freude am Schauspiel nicht den Kampf gegen die Wirklichkeit überbrücken. Er wird von der Schule geworfen und mehrere Fehltritte sorgen dafür, dass sein Leben im Chaos zu enden scheint.
Bis er 1989 sein Leben ändert.
Er zieht von Kaiserslautern nach München. Um dort die private Schauspielschule zu finanzieren, jobbt er als Barkeeper in Harry`s New York Bar und arbeitet als Kartenabreißer, Barmann oder Garderobier im Theater »Die kleine Freiheit«, wo er später selbst auf der Bühne steht.
Die Veränderung scheint perfekt, als er seine Freundin heiratet, mit der er drei Kinder hat. Doch zahlreiche Engagements und Erfolg im Beruf gehen am Privatleben nicht vorbei. Die Scheidung naht und die daraufhin folgende dauerhafte Trennung von seinen Kindern Alexander, Ida und Maximilian bleibt nicht ohne Spuren.
Schon während seiner Zeit an der Münchner Schauspielschule Zinner-Studio von 1989 bis 1992 spielte er u.a in der Fernsehserie SOKO 5113. Neben seinem täglichen Auftritt in der ARD-Soup »Marienhof« von 1994 bis 2004, trat er in zahlreichen Fernsehserien auf, wie zum Beispiel »Forsthaus Falkenau« (1995), »Die Strandclique« (1999) oder »Für alle Fälle Stefanie« (2003). 2004 und 2006 spielte er erneut in »SOKO 5113«
Ab 2005 kehrte er in unregelmäßigen Abständen als Lehrer Matthias Kruse zu »Marienhof« zurück, zudem spielte er in zahlreichen Kurzfilmen eine Hauptrolle, u.a. in »Bazar«, der mit dem BMW Award 2005 ausgezeichnet wurde.
2007 veröffentlichte er sein Schicksal. In seinem Buch »Es wird viel passieren« erzählt er von seiner Kindheit, sexuellem Missbrauch, Verletzungen, Rebellion und Neuanfängen. Heute lebt er mit seiner Verlobten – seiner Königin –, der Zahnärztin Kristiane Zickenheiner und ihrem Kater Maxidolex in München. Michael Jäger ist Fan vom 1. FC Kaiserslautern, arbeitete als Moderator, Caster oder Regisseur. Doch in erster Linie ist er Schauspieler und möchte endlich seinem Traum »Tatort«-Kommissar zu werden, nicht nur nah kommen.
Nach zehn Jahren als Lehrer Matthias Kruse in der Serie »Marienhof« wünschst du dir eine Beförderung zum Kommissar. Was fasziniert dich an der Rolle eines »Tatort«-Kommissars?
Zunächst mal sind die zehn Jahre als Matthias mittlerweile auch schon wieder ein paar Jahre her. Als ich ausgestiegen bin, schrieben wir das Jahr 2005. Eine kurze Episode von drei Monaten im Jahr 2007, um die Geschichte des Ausstiegs meiner Kollegin Susanne Steidle zu vervollständigen, fiel mit dem Erscheinen meines Buchs »Es ist viel passiert« zusammen. Marienhof ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich habe gelernt zu arbeiten! Die Rolle als »Tatort«-Kommissar gilt gemeinhin als die Reifeprüfung für uns Schauspieler. Hast Du die mal gespielt, bist Du anerkannt in Deinem Fach. Außerdem darfst Du immer mal wieder den Wagen für ein paar Minuten im Halteverbot stehen lassen, ohne dass Du ein Knöllchen bekommst ;-)
Die Kommissare sind facettenreich, allesamt haben sie ihre eigene Geschichte, reagieren individuell auf Situationen und sind nicht selten sehr menschlich – das große Erfolgsgeheimnis der Tatortkommissare. Was für einen Typ Kommissar möchtest du darstellen? Der Coole, der die Grenzen überschreitet wie einst Götz George alias Schimanski? Oder der ruhige und tiefgründige Kommissar, wie Richy Müller alias Thorsten Lannert?
Der Idealfall wäre ein Typ, der durch die Straße geprägt wurde. Einer, der tatsächlich weiß, was draußen passiert und das Leben nicht durch Fortbildungs-Seminare ansatzweise erlernen musste während er Karriere machte. Ein Mensch, der durch seine eigenen Erfahrungen und das Interesse an der Gesellschaft nicht verloren hat. Der die Menschen nicht in Gut und Böse einteilt, sondern jederzeit auch das Gute in einem scheinbar Bösen erkennen kann. Einer, der trotz Job und Stress auch jederzeit `ner Dame die Tür aufhält und `ner Kellnerin oder Verkäuferin oder wer auch immer einfach auch nur seinen Job macht, auch mal einen dankbaren Blick schenkt.
Hast du dir schon Gedanken über einen möglichen Partner gemacht?
Oh ja, ich hatte ja lange Zeit, darüber nachzudenken. Schließlich ist es mittlerweile seit über zwanzig Jahren mein Wunsch. Die möglichen Partnerinnen haben in Gedanken immer mal wieder gewechselt. Aus der Erfahrung der Zusammenarbeit meiner ehemaligen Kollegin Susanne Steidle wäre sie eine Partnerin, die ich immer wieder gerne hätte. Bei Susanne und mir hat die Chemie gestimmt, und das ist das A und O einer jeden Beziehung.
Meine momentane Wunsch-Kandidatin wäre Janine Kunze. Mit ihr könnte ich mir eine tolle Zusammenarbeit vorstellen. Janine hat viel mehr Potential als nur Videoclips bei RTL zu kommentieren. Das bringt Kohle, keine Frage, aber sie kann eben mehr. Sie hat eine erfrischende Art, die ankommt. Sie kann toben und auch absolut zahm sein. Allerdings sollte ich mir ehrlich gesagt nicht zuviel Kopfweh über eine mögliche Partnerin machen, denn erstens kommt es anders…
Würdest du die Zusammenarbeit mit einem Schauspielerkollegen ablehnen, weil sie aus deiner Sicht zum Scheitern verurteilt sein könnte?
Ich bin tatsächlich ein Mensch, der manches ablehnt im Leben. Und ich sage auch meist unverblümt, was ich denke. Damit bin ich nicht immer gut gefahren in den Sympathiekurven einiger meiner Mitmenschen, aber ich bin mit mir im Reinen. Es gäbe da schon den einen oder anderen Kandidaten, den ich ablehnen würde, allerdings eher aus der professionellen Einstellung heraus. Wenn Schauspielkollegen glauben, die Welt drehe sich nur um sie, dann habe ich damit ein Problem. Ein Kabelträger ist genauso wichtig wie der Produzent und sollte auch mit demselben Respekt behandelt werden. Das habe ich immer so gehalten und das werde ich auch weiter tun. Kollegen, die das nicht tun, sind mir ein Dorn im Auge. Mit denen würde ich früher oder später zusammenrasseln und das wäre definitiv nicht lustig.
Was braucht ein Schauspieler, um einen »Tatort«-Kommissar zu verkörpern?
Ehrgeiz! Wille! Kraft! Durchhaltevermögen! Stil! Intelligenz! Charme! Und eine kräftige Portion Egoismus!
Abgesehen von dir, welche deiner Kollegen oder Kolleginnen könntest du dir auch als »Tatort«-Kommissar/in vorstellen?
Ich werde den Teufel tun und jetzt Jemanden nennen. Im umgekehrten Fall würde das wohl auch keiner meiner Kollegen tun. Vorstellen kann ich mir einige, am meisten eben mich!
Was, wenn es nicht mit deinem großen Traum klappt? Worauf wirst du dich dann konzentrieren?
Ich habe mir dieses Ziel vor Jahren gesetzt und werde es auch weiter verfolgen. Dass der Hessische Rundfunk jetzt Kommissare über den Stern sucht, ist vielleicht eine einmalige Chance, die so nicht wieder kommen wird. Also versuche ich mein Glück. Ob ein Traum platzt, kann ich doch erst sagen, wenn ich mich aus der Schauspielerei zurück ziehe. Und das hab ich noch lange nicht vor. Es ist für mich der schönste Beruf, den ich mir für mich vorstellen kann. Und wenn ich jetzt schon Gedanken an ein Scheitern haben würde, bräuchte ich doch gar nicht erst antreten. Wer Angst hat, verliert! Das war schon immer so!
In deinem Blog gibt es eine Sponsoren-Ecke: wer dir ein Bier oder mehrere ausgibt – Bezahlung über paypal – wird dort namentlich genannt. Das ist eine ungewöhnliche, wenn auch sehr offene Art, sich von Fans unterstützen zu lassen.
Wie bist du darauf gekommen? Und vor allem: Wie wird das Sponsoring des Michael Jäger angenommen?
Die Idee mit dem Sponsoring stammt aus dem Community Bereich. Ich bin seit Jahren in einem Forum aktiv, das sich mit der Verbesserung des grausam zu bedienenden Windows-Mobile beschäftigt. Du erhältst dort Tipps und Tricks, lernst viel über das Betriebssystem und findest tolle kostenlose Software-Angebote, die diese Menschen irgendwo auf dem Globus selbst entwickeln aus Spaß an der Freude.
Dort kannst Du demjenigen, der Deiner Meinung nach etwas Tolles erstellt hat, mit einer kleinen Spende deine Ehre erweisen. Da gibt es ein paar Jungs, die machen damit richtig Geld, und zwar nur deswegen, weil sie ihre geistigen Kräfte mit der Welt teilen und ihr Wissen zur Verbesserung von nicht ausgereifter Software einsetzen.
Dass ich auf meinem Blog eine solche Ecke eingerichtet habe, hat damit zu tun, dass ich diesen Gedanken weiter tragen möchte. Ich finde das Prinzip der Donation (des Gebens), weil man es will, viel ehrlicher. Wie oft hat man etwas bezahlt und ist nicht glücklich mit dem Produkt oder der Dienstleistung? Wenn jemandem also gefällt, was ich schreibe, dann kann er mir mit einem Bier eine Freude machen. Und ich habe so auch immer wieder die Möglichkeit, jemandem anzubieten, ihm zu helfen, wenn er z.B. der kleinen Nichte ein Paar Ballettschuhe schenken möchte, aber grade mal 5,- zu wenig auf dem PayPal-Konto hat. Ein Geben und Nehmen, das Vertrauen und Freunde schafft.
Und dass ich die Menschen, die mir ein Bier ausgeben, gerne nenne, ist doch nachvollziehbar. Man möchte doch immer der Welt mitteilen, dass man gemocht wird. Viele verzichten auf eine Nennung, weil sie mir einfach einen Dank in Form eines Bieres oder auch mal einer Maß aussprechen wollen.
Ich habe dank eines langwierigen Kampfes mit meiner Ex-Frau einen riesigen Schuldenberg. Und vielleicht kommt ja einer meiner Leser mal auf die Idee, sich als Sponsor mit meiner Person bzw. meinem Blog zu schmücken. Damit könnte ich dann einen Teil des Bergs abtragen.
Der Verleger meines Buches hat mir bisher leider erst einen Bruchteil dessen überwiesen, was vertraglich vereinbart ist. Ich bekomme pro Buch 3,-€, jeweils 1,- € geht an Florian Römer, 1,-€ an das Fan-Projekt Aue und bei mir verbleibt dann 1,-€ . Da ich aber bisher erst 200,- € erhalten habe, wartet das Fan-Projekt seit geraumer Zeit auf sein Geld.
Ich habe mich mittlerweile von meinem Verlag getrennt und werde mein Buch auf meiner Seite zum Download anbieten. Kapitelweise werde ich es veröffentlichen und transparent die Kosten für eine bestellbare gedruckte Ausgabe kommunizieren. Wer mir dann dazu etwas geben möchte, darf das dann mit einer PayPal-Spende tun. Ich glaube, dass ich und alle Beteiligten damit im Endeffekt besser fahren, als der Industrie den Großteil des Verkaufspreises überlassen zu müssen.
Du bist politisch stark engagiert, hältst dich nicht immer zurück, sondern sagst, was du denkst. Das stößt nicht überall auf Zustimmung. Wie gehst du mit diesem Gegenwind um?
Ich lache ihn an. Gegenwind gehört zum schnellen Fahren dazu. Mit Kritik kann ich gut umgehen, bin auch bereit, meine Meinung zu ändern, wenn mich der Andere überzeugt. Wer mir aber nur an den Karren fahren will, der bekommt Ärger. Wenn ich ihn nicht ignorieren kann, weil er zu penetrant ist, natürlich nur.
Du hast eine sehr bewegte Kindheit hinter dir. Deine Erlebnisse hast du in dem von dir eben schon angesprochenen Buch »Es ist viel passiert« niedergeschrieben, das 2007 im Gryphon-Verlag erschienen ist. Viele Prominenten lassen schreiben. Hast du dein Buch alleine geschrieben oder mit einem Ghostwriter zusammen?
Ich habe einen Freund, den Journalisten Florian Römer, gebeten, das Ganze im Interview-Stil mit mir zu besprechen und in meinen Worten aufzuschreiben. Es war für mich die einfachste Art. Ich habe dann nachgelesen und hier und da eine Kleinigkeit verändert. In einer Kritik hieß es einmal, das ganze Buch klingt, als sei es aus mir herausgebrochen. Das ist auch der Fall. In der überarbeiteten Fassung, die im Lauf der nächsten Monate auf meinem Blog erscheinen wird, wird sicherlich die eine oder andere Ergänzung auftauchen.
Es gibt leider viele Menschen, die ähnliches wie du durchgemacht haben, doch nicht alle schreiben darüber ein Buch. Du bist ein Mann, der in der Öffentlichkeit steht. Warum hast du dieses Buch über dein Leben geschrieben? Wie haben deine Kollegen darauf reagiert?
Als ich meine persönliche Königin kennen lernte, habe ich mich entschlossen, ihr erstmal alles über mich zu erzählen Wir haben uns, wie es sich für unsere Generation gehört, im Internet (Friendscout24) kennen gelernt. Als ich von ihr nach fünf Tagen das Angebot bekam, bei ihr einzuziehen, war es mir wichtig, dass sie alles erfährt und sich erst dann entscheidet. Sie hat sich für mich und meine Geschichte entschieden.
Und ich habe gemerkt, wie gut es tut, über einige Dinge endlich reden zu können, die man selbst jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt hat, weil es die Gesellschaft eben auch so macht. Je mehr ich darüber spreche und auch auf Vorträgen vor Kindern und Jugendlichen darüber berichte, desto mehr werden die dafür sensibilisiert, und immer wieder melden sich nach einer Zeit ein paar, denen es ähnlich ergeht. Sie haben durch mich und andere, die den Mut fanden aufzustehen, ebenfalls den Mut bekommen, sich zu wehren.
Es ist natürlich auch ein Angriff als Verteidigungstaktik. Je mehr ich selbst über mich und mein Leben und meine Erfahrungen berichte, desto weniger gebe ich anderen die Chance, sich auf meine Kosten zu profilieren, indem sie Teile meiner Biografie nutzen, um mich schlecht zu machen. Seien es Neider oder Schmieren-Journalisten!
Ich habe auf mein Buch durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Andere Opfer von Missbrauch, die durch mein Buch den Mut finden, sich jemandem zu offenbaren, sind Puzzlesteine, die nötig sind, um solch abscheuliche Taten eventuell in Zukunft zu verringern oder gar auszuschließen.
Allerdings spüre ich natürlich immer wieder auch die Entfernung von Menschen, denen früher an meiner Freundschaft gelegen war. Das ist schade, bleibt aber nicht aus. Die Spreu trennt sich eben irgendwann vom Weizen.
Gibt es Situationen am Set, bei dem ein Teil deiner Vergangenheit hochkommt, der dich am Spielen hindert oder möglicherweise sogar hilfreich ist?
Ein Schauspieler nutzt immer seine persönliche Erfahrung, um Situationen und Menschen darzustellen. Je mehr er erlebt hat, desto facettenreicher wird er sein Spiel gestalten können. Natürlich habe auch ich manchmal Probleme, Szenen so zu spielen, wie sie im Drehbuch stehen oder wie sie der Regisseur haben möchte. Das ist dann eine Frage der Professionalität, was erreicht werden soll mit dem Spiel. Die Schauspielerei ist keine Therapie, obwohl manche sie als Therapie nutzen. Fakt ist nun mal aber auch: Je mehr Hintergrundwissen, desto authentischer die Rolle.
Du bist als Kind sexuell missbraucht worden und setzt dich aktuell gegen die zurzeit heiß diskutierte Zensur von Internetseiten mit Kinderpornographie ein nach dem Motto: »Löschen statt Sperren«. Würdest du die Rolle eines pädophilen Täters in einem Film oder einer Serie aufgrund deiner eigenen Erlebnisse ablehnen?
Zum ersten Teil: Löschen statt Sperren ist die Lösung, die am ehrlichsten ist. Täter ausfindig machen, zur Rechenschaft ziehen, Material entfernen und vernichten. Eine Bibliothek sperre ich auch nicht, weil ein verbotenes Buch drin steht, sondern ich entferne das Buch und versuche, den Verursacher zu ermitteln. Einen Stadtpark schließe ich auch nicht für die Bevölkerung, weil dort Kriminelle ihr Unwesen treiben. Der öffentliche Personen-Nahverkehr wird auch nicht gestoppt, weil wir wissen, dass tagtäglich Kriminelle mit unlauteren Absichten auf unseren Straßen und in unseren Bussen und Bahnen fahren. Sperren, wie es momentan der Fall werden soll, ist reine populistische Augenwischerei. Einen Vorhang davor zu hängen, das haben wir lange genug im realen Leben praktiziert. Mit dem Ergebnis, dass die Täter nicht dingfest gemacht werden, sondern man schweigt und vergisst am liebsten. Aber die Opfer vergessen nicht. Jetzt die Opfer angeblich damit schützen zu wollen, indem man Stoppschilder im Internet aufstellt, ist blanker Hohn! Die Lügen, die im Zusammenhang mit dieser Kampagne von den treibenden Kräften erzählt werden, werden immer wieder enttarnt. Das wird sich auch hoffentlich nicht ändern.
Die Frage, ob ich eine Rolle aufgrund meiner Erfahrungen ablehnen würde, kann ich so nicht beantworten. Grundsätzlich würde ich es innerlich wahrscheinlich zuerst einmal ablehnen. Dann würde ich mir und auch dem Auftraggeber die Frage stellen, wie diese Person und der gesamte Film dargestellt werden soll. Auch ein Täter wurde wahrscheinlich selbst missbraucht. Und dennoch gibt es ihm nicht das Recht, selbst zum Täter zu werden. Was möchte der Autor der Geschichte erreichen? Will er sensationsgierig erzählen im Sinne eines Block-Busters? Oder möchte er aufzeigen, was passieren kann, um eine Hilfe für Opfer zu geben?
Ich hätte mit Sicherheit ein Problem damit, einen Täter darzustellen. Aber auch hier zählt die Maxime. Es ist mein Job, Charaktere darzustellen. Wenn ich allerdings mit dem Drehbuch nichts anfangen kann, weil es schlicht Scheiße geschrieben ist, würde ich es mit Sicherheit ablehnen. Und wahrscheinlich auch auf meinem Blog darüber berichten.
Glaubst du an die Wahrheit in dem Sprichwort »Jeder ist seines Glückes Schmied«?
Definitiv! Jeder hat heute, auch Dank des freien Internet, die Möglichkeit zur Kommunikation. Jeder hat sein Glück selbst in der Hand. Allerdings muss er flexibel sein. Die Entwicklung der Menschheit hat gezeigt, dass nur durch Anpassung an die Gegebenheiten die Gesellschaft überleben kann. Heute musst Du auch bereit sein, Deine Heimat und Liebgewordenes zu verlassen, um anderswo Dein Glück zu suchen.
Ich habe die Möglichkeiten des Internets frühzeitig erkannt und versucht, mich mit dem Medium und seinen Möglichkeiten vertraut zu machen. Die Tatsache, dass ich heute dieses Interview geben kann und so viele Menschen erreiche, die mich dabei unterstützen, meinen Traum zu verwirklichen, zeigt, dass ich einigermaßen damit umgehen kann.
Wer oder was ist dein Glück?
Mein Glück ist in erster Linie meine Königin. Eine bezaubernde, mich liebende Frau und tolle Partnerin, die mir hilft, meinen persönlichen Schuttberg abzutragen und meine Karriere zu forcieren. Ohne diese Frau wäre ich heute nicht in der Lage, mich so auf Dinge zu konzentrieren, wie ich es tue. Sei es politisch oder mein Leben generell.
Mein Glück wäre vollkommen, wenn ich meine drei Kinder nach Jahren wieder in die Arme nehmen könnte. Sie fehlen mir sehr, ich hoffe, dass ihre Mutter irgendwann bereit ist, eine Kommunikationsebene zu finden, auf deren Basis ein friedvolles Nebeneinander möglich ist!
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Bewerbung als neuer Frankfurter Tatort-Kommissar und bin gespannt!
Danke sehr für das Interview und die Möglichkeit, mich vorzustellen :-)
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Webtipps:
Alles zum »Tatort«
https://www.daserste.de/tatort/
»Michael Jäger vermisst seine Kinder«, Bunte-Newsline, 14.01.2009
https://www.bunte.de/newsline/newsline-michael-jaeger-vermisst-seine-kinder_aid_8044.html
»Michael Jäger unterwegs mit Holger Wienpahl von der Villa Ludwigshöhe zur Burgruine Rietburg«, SWR-Online, 12.06.2009
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