Dies ist eine wahre Geschichte, nach wahren Begebenheiten mit wahren Personen an realen Schauplätzen.
20.32 h am Sonntagabend, Tatortzeit.
Ein Hilferuf aus der oberen Etage: »Mama, kommst du mal. Hier ist was Komisches.« In Anbetracht der Tatsache, dass Schenk und Ballauf in der ARD einen Mord zu lösen hatten und ich gerne daran teilhaben wollte, rief ich: »Ist es dringend?« Aber ich wusste irgendwie, dass es dringend war, darum stand ich schon auf, bevor die Antwort kam: »Ich glaub schon!«
Ich ging die Treppe rauf, langsam. Der Boden des Flurs war mit einer circa 40 cm langen Spur aus großen und kleinen Tropfen besät.
»Was ist das, Mama?« Ich schluckte. »Blut!«
Ich ging weiter, folgte der Blutspur, blickte in die Küche und mich traf der Schlag.
Es war kein Gegenstand, der mich für Sekunden ausknockte und zum Wanken brachte, sondern das viele Blut, das überall in der Küche auf dem Boden, auf dem Tisch, an den Wänden, den Fenstern zu finden war. Blutstropfen und mehrere Lachen in der Größe von circa 10 -12 Zentimeter im Durchmesser.
Die Katzen!
Sie hatten sich gezofft, das hatte ich gehört. Aber das kommt öfters mal vor, noch nie war dabei Blut geflossen. Ein Kratzer auf der Nase oder am Ohr, ja. Aber niemals Wunden, die bei der Blutmenge extreme Ausmaße annehmen mussten.
Irgendwie ging dann alles gleichzeitig: Ich ließ heißes Wasser einlaufen, ich schnappte mir einen Lappen, ich suchte nach den Katzen. Ich ahnte, dass es nur Minou sein könnte, die hier hatte leiden müssen.
Mein Sohn fand sie schließlich, hinter dem Tisch, an die Wand gekauert. Ich fasste sie erst mal nicht an. Rief meinen Mann auf dem Handy an, und bat ihn um Eile. Dann rief ich bei unserem Tierarzt an. Er ist um neun in der Praxis – musste selbst erst hinfahren. Ich schnappte mir den Kellerschlüssel. Diesmal rannte ich die Treppe hinunter, ab in den Keller, Katzenkorb holen – und die Treppe wieder hinauf, nach wie vor rennend – und wer die Treppe kennt, weiß, dass das ein gefährliches Unterfangen ist. Mein Sohn gab mir ein Handtuch, darin wickelte ich Minou ein und setzte sie in den Korb, Deckel zu. Da hatte sie Ruhe – für den ersten Moment. Ich hätte ihr sonst erst mal nicht helfen können.
Dann putzte ich … ich schrubbte den Boden, den Tisch, versuchte die Kratzbäume zu säubern, das Fenster, die Rahmen, die Wände. Es stank nach Blut und Eisen. Die Lappen waren blutrot getränkt, das Wasser ebenso. Ich wechselte die Lappen, das Wasser. Ich benutzte Küchentücher, Bürsten.
Kurz vor neun kam mein Mann. Wir holten Minou noch einmal gemeinsam aus dem Korb und suchten die Verletzung. Ein Schnitt am rechten Vorderlauf. Mein Mann fuhr los.
Ich schickte meinen Sohn ins Bett. Und putzte weiter. Zehn nach neun war mein Mann schon wieder zurück – mit Minou. Über dem Schnitt hatte sich ein Bluterguss geschlossen, Minou hatte eine Spritze erhalten und sollte am nächsten Morgen wieder kommen. Der Tierarzt sagte, dass Minou so unglücklich getroffen wurde, als wäre bei uns die Aorta verletzt worden. Kein Wunder also, dass Küche und Flur wie ein Schlachtfeld aussahen.
Nun putzten wir bis kurz nach zehn zusammen weiter und stellten fest, dass wir den Kratzbaum neu beziehen und eine Wand streichen mussten.
Der Blutgeruch steckte mir auch heute Morgen noch in der Nase.
Doch Minou ist wohl auf, sie frisst, ist noch vorsichtig beim Gehen und Springen. Der Tierarzt war zufrieden, denn die Wunde hat sich selbst gut geschlossen und muss nicht mal mehr genäht werden. Bei der Menge Blut – und in diesem Bericht ist nichts übertrieben und alles wahr – hatte ich mit Schlimmeren gerechnet.
Der Täter? Ich tippe auf unseren Casanova Cainéal, der geht immer auf die Mädels drauf. Aber das treibe ich ihm jetzt aus, ich mag Männer nicht, die Frauen verprügeln, Freundchen … nicht in meiner Wohnung.