Eine Beichte wird das nicht. Und Handschellen brauche ich auch keine, glaube ich. Ich habe gestern ein Pseudonym beerdigt. Es war ein perfektes Pseudonym, ein einzigartiges Pseudonym, es war ein eindeutiges Pseudonym und es war meins. Ich habe es geboren, ausgestattet und nun beerdigt. Es liegt nicht tief, ich kann es jederzeit wieder ausgraben, wenn mir danach ist und darum verrate ich auch nicht, wie das Pseudonym heißt. Es würde eh nur Verleger und Lektoren interessieren, da ich nichts darunter veröffentlicht habe. Warum ein Pseudonym? Weil ich damit mein Märchen eingereicht habe. Es ist neu und anders. Es sollte ein Neustart werden unter anderem Namen – einem eindeutigen Pseudonym das zu meinem satirischen Märchen passt. Denn ironisch, lustig, satirisch, witzig und ein bisschen bissig – so ist mein Märchen. Anders eben, als alles was ich bisher geschrieben habe. Kein Herzschmerz, keine Seelenreisen, kein Horror, keine Fantasy.
Ob die Beerdigung richtig war? Ob das Pseudonym richtig war? Wenn das satirische Märchen überzeugt, sollte der Name zweitrangig sein (hoffe ich). Mein Pseudonym war ein unbeschriebenes Blatt, ich bin ein beschriebenes Birkenblatt mit ein paar Raupenlöchern, aber es – ich – atme, ich bin wirklich, ich kann sein, ich kann es. Ich muss nicht die Größe eines Bananenstaudenblattes haben, aber Kastanie ist okay.
Ihr seht mal wieder: Das Schriftstellerdasein ist ein Auf und Ab, ein Experimentieren, ein Kampf, ein Drehen und Wenden und Erarbeiten, ein Immer-weiter-machen-nie-aufhören, es ist geprägt vom Denken und Hoffen und oftmals von Zweifeln. Obwohl: Das ist nicht das Schriftstellerdasein allein, sondern das Künstlerleben im Allgemeinen. Und heute finde ich gut, dass es so ist.
Die Einen gewinnen, die Anderen verlieren. So ist das Spiel. Es sagt nichts über das Können aus. Aber irgendwann werden auch Verlierer Gewinner sein. Und sei es nur die Erfahrung, die sie gewinnen.
In diesem Sinne schreibe ich erst mal weiter. An meinem Märchen? Nein. Die englische Twitterstory muss weitergeschrieben werden. @MrsSnaff will endlich wissen wer SIE sind. (Nebenbei: Ich auch.) Und dann ist da noch das Vorwort für den noch titellosen Geschichtenband, das viel länger wird als beabsichtigt und darum gekürzt werden muss.