Bei uns ist Kirmes. 10 Tage lang. Mein Ding ist das nicht, denn egal ob ich dort nun etwas esse, mit einem Karussell meinen Adrenalinspiegel pushe oder hoffe den Hauptgewinn nach 100 Losen und mehr zu erhalten – es kostet Geld, viel Geld, das ich lieber für Bücher ausgebe. Geldverschwendung also, aus meiner Sicht. Andere halten 6 Katzen und 2 Hunde, eine private Bibliothek oder zwei Autos für unnötigen Überfluss. Letzteres sehe ich genauso, darum haben wir auch nur ein Auto. So sind die Meinungen unterschiedlich. Das kann ich verstehen. Und ich könnte den Krach, der bis in den Stadtpark schallt und mich bei den Spaziergängen begleitet, ignorieren – zumindest für diese 10 Tage. Doch weder verstehen, ignorieren, noch tolerieren kann ich den Müll.
Unsere Stadt ist dreckig, auch ohne Kirmes. Aber jetzt liegen hier zusätzlich leere Pommesschalen, verklebte Pappteller, Kondome (von deren Benutzung ich mich nicht überzeugt habe), zerschlagene Flaschen und zerbrochene Gläser im Wald und auf den Bürgersteigen herum. Popcornspuren führen mich durch die Stadt, als seien Hänsel und Gretel vorher dort hergegangen. Eisschlieren, Serviettenstücke, abgebissene Würstchen, ausgespuckte (teils gekotzte) Nahrungsmittel – undefinierbar und immer wieder zerbrochenes Glas findet man täglich mehr und mehr. Das ist ekelig.
Werfen die Leute ihren Müll auch zuhause auf den Boden? Oder ist dort schon alles zugemüllt, und darum müssen sie ihren Abfall in der Stadt entsorgen?
»Schatz, bring doch mal den Müll raus!«, bekommt dann eine ganz neue Facette. Fenster auf und für den Weltmeister im Müll-Weit-Wurf üben. Will ja schließlich keiner den eigenen Müll vor der Türe liegen haben, könnte ja auf einen zurückfallen.
Ich bin böse? Ja, natürlich bin ich böse. Klar, kann mal ein Eis runterfallen auch mal ein Stück Pommes. Aber viele lassen ihren Müll einfach da fallen, wo sie gerade stehen oder gehen. Frei nach dem Motto: Nach mir die Müllabfuhr, aber die kommt nicht. Tatsächlich habe ich vor ein paar Tagen überlegt, ob ich mal einen Besen mitnehmen soll, um die Glasscherben wegzufegen, denn die sind für empfindliche Hundepfoten nicht sonderlich hilfreich.
Denn: Unsere Stadt hat kein Geld für einen „Sauber-mach-Dienst“.
Es fahren Reiniungsfahrzeuge durch die Straßen, aber die könnte man sich auch schenken, denn sie funktionieren nur auf leeren Straßen, nicht dort, wo Autos stehen. Logisch. Und die Herren, die schon mal zu Fuß unterwegs sind, um hier und da aufzuräumen, sind zu wenig oder machen ihre Arbeit halbherzig. Ist auch ein Drecks-Job, schlecht bezahlt. Sehe ich ein.
Doch das wird sich nicht ändern, denn unsere Stadt spart nicht genug, heißt es immer. Oder sie spart falsch. Was Müll betrifft auf jeden Fall. Die Reinigungsfahrzeuge abschaffen und dafür lieber mehr Männer zu Fuß durch die Stadt schicken, das spart Benzin und schont die Umwelt auf doppelte Art und Weise. Auch beim Sperrmüll wären ein paar Änderungen nötig.
Ich bestelle den Sperrmüll per Internet. Ich erhalte eine Karte mit dem Abholungstermin, der liegt ca. 3 Wochen in der Zukunft. In den 3 Wochen wird hier in der Umgebung der Sperrmüll mindestens 3 Mal abgeholt, alles Terminbestellungen. In anderen Städten kommt der Sperrmüll einmal im Monat an einem bestimmten Tag. Wäre das nicht effektiver, als individuell rauszufahren und dafür Postkarten zu verschicken? Das kostet doch jedes Mal Porto. Bei 120.000 Einwohner läppert sich das im Jahr, könnte ich mir vorstellen.
Wie dem auch sei: Der Dreck nervt und es wirft ein sehr schlechtes Bild auf die Stadt Remscheid.
Die Kirmes geht noch bis 10. Mai … der Müll wird dann sicher noch eine Weile liegen bleiben und vom Wind durch die Straßen gepustet werden. Vielleicht kommt er ja auch bei dir vorbei? Wer weiß …