Gelesen: »Die Eisfestung« von Jonathan Stroud

Cover: Die EisfestungEmily freut sich endlich raus in den Schnee gehen zu können, obwohl ihr bewusst ist, dass dieser schon bald ihre Sachen durchnässen und sie frieren wird. Freunde hat sie keine, hofft aber ein Mädchen zu treffen, das sie nett findet. Stattdessen wird sie von einer Gruppe Jugendlicher mit Schneebällen attackiert. Emily flüchtet in den angrenzenden Vorhof einer Burg und trifft dort auf Markus. Den beiden schließt sich Simon an, der jüngste aus der Gruppe, die Emily geärgert hat. Er entschuldigt sich. Zu dritt dringen sie in die Burg ein. Nur kurz, denn Harris, der Hausmeister entdeckt sie. Aber sie wollen zurückkehren und verbringen eine Nacht in der eiskalten Burg. Doch das soll nicht das letze Abenteuer in dem alten Gemäuer sein, denn Simon und Emily entdecken nach ein paar Tagen, dass sich Markus versteckt hat – vor seinem Vater, dem er die blauen Flecke im Gesicht zu verdanken hat. Sie verwandeln die Burg in eine Festung und halten Markus Vater und die Polizei fern – zumindest bis Verstärkung und die Wahrheit ans Licht kommt …

Jonathan Stroud zeigt mit »Die Eisfestung«, dass Fantasy nicht aus Elfen, Drachen oder Dämonen und erfundenen Welten bestehen muss, sondern Geschichten nur aus „blühender Phantasie“ entstehen , wie sie manchmal Kindern zugeschrieben und dementsprechend belächelt wird. Er vermischt Realität und Phantasie gekonnt miteinander und lässt die Kinder selbst herausfinden, was wahr, was gelogen war. Anders als bei seinem späteren, deutlich psychologischer aufgebaute, Werk »Spur ins Schattenland«, bei dem der Leser selbst am Ende zwischen Realität und Phantasie nicht unterscheiden kann, bleibt Jonathan Stroud mit »Die Eisfestung« an der Oberfläche der Teenager, die allesamt familiäre Probleme haben, und sich in ihrem Denken und Handeln deutlich verändern.

Auch wenn der Leser für einen Moment glaubt, dass der Roman zu einem Problemthema überschwenkt, ist es gut, dass Jonathan Stroud »Die Eisfestung« nicht in diese Richtung lenkt. Ich hätte mir an dieser Stelle jedoch gewünscht, dass der Autor die Phantasie von Markus anders verwendet hätte, als das Thema „häusliche Gewalt“ einzubringen.

»Die Eisfestung« würde ich für Kinder ab 10 Jahren empfehlen, ist aber durchaus auch für Erwachsene lesenswert, nicht zuletzt wegen der detaillierten Beschreibungen der Burg und den zahlreichen Geschichten über die Vergangenheit der dort einst gelebten Herrscher.

Erster Satz: »Emilys erstes Verbrechen war klein und hatte mit dem Schnee zu tun.«

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Jonathan Stroud
Die Eisfestung
Originaltitel: »The Last Siege«, 2003
Übersetzung: Bernadette Ott
Hardcover mit Schutzumschlag
cbj Verlag, 02/2007
ISBN 9783570132685
14,95 €

Der Roman liegt auch als Taschenbuch, Audio und ebook vor.

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