Stets aktuell ist der Bericht zum Wolfgang-Hohlbein-Preis, der in der 2. Ausgabe im Jahre 2006 (Nr. 22) in phantastisch! erschien. Zahlreiche Fotos und Cover der einzelnen Romane vervollständigen den Artikel in der Print-Ausgabe.
Sprungbrett Fantasy – Der Wolfgang Hohlbein-Preis
Wolfgang und Heike Hohlbein wurden 1982 aufgrund einer Ausschreibung des Ueberreuter Verlags entdeckt. Gegen 1000 Manuskripte setzte sich »Märchenmond« durch. Seinem anschließenden Erfolg ist es zu verdanken, dass sich Wolfgang Hohlbein als Pate für einen der wichtigsten Förderungspreise im deutschsprachigen Raum zur Verfügung stellte. Seit 1995 schreibt der Ueberreuter Verlag den aktuell mit 10.000 Euro dotierten Wolfgang Hohlbein-Preis aus. Wer diesen gewinnt oder im Rahmen der Ausschreibung entdeckt wird, kann die Chance ergreifen in einem der größten österreichischen Verlage für Kinder– und Jugendbücher regelmäßig publiziert zu werden. Oft schon galt eine Entdeckung durch den Verlag als Sprungbrett für die weitere schriftstellerische Karriere – auch bei anderen Verlagen. Doch die Konkurrenz ist groß:
Während im Jahre 2000 rund 500 Manuskripte eingereicht wurden, erhöhte sich die Zahl der Teilnehmer in den darauf folgenden Ausschreibungen auf 800. Die Preisverleihung fand mehrere Male auf der Frankfurter Buchmesse statt, die aktuelle Kürung jedoch wird erstmalig in März dieses Jahres auf der Leipziger Buchmesse abgehalten. Doch auch diesmal übergab Wolfgang Hohlbein den Preis.
Christoph Zimmer
gewann 1995 die erste Ausschreibung mit seinem Debüt »Die Steine der Wandlung«, das 1996 bei Ueberreuter und 1999 als Taschenbuch bei Heyne erschien. Der 1959 in Aachen geborene Autor wuchs in Basel auf. Nach seinem Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Wien und Basel, arbeitete er bei einem Schülertheater und nahm an Theaterworkshops und Theaterarbeiten in Basel und Luzern teil. J.R.R. Tolkien gilt als sein Vorbild. 1993 begann er mit der Arbeit an seinem Erstling, mit dem er schließlich den Wolfgang-Hohlbein-Preis gewann. »Die Priester des Feuers», »Die Augen der Maru«, »Wanderer zwischen den Zeiten« und »Der Sohn der Drachen«, sowie weitere Romane – u. a. bei Rowohlt – folgten. Heute lebt er in Basel, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
»Nach der Lektüre von Tolkiens „Herr der Ringe“ hatte ich beschlossen, auch einmal etwas Längeres zu schreiben, quasi als Gesellenstück und, mit vielen versteckten Hinweisen, auch als Huldigung an meinen damaligen Lehrmeister Tolkien. Daraus wurde mein erster Roman „Die Steine der Wandlung“. Dank dem Tipp einer Bekannten, die die Ausschreibung zum Wolfgang-Hohlbein-Preis entdeckte, sandte ich mein Manuskript nach Wien und wurde zu meiner Überraschung der erste Preisträger.
Wenn es eine wichtige Hoffnung gab, wichtiger und konkreter als alle Luftschlösser, dann die, dass meine Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln eine fertige Form annehmen konnten. Das wurde durch Ueberreuter auch einige Male möglich.«
Dieter Winkler
Erst fünf Jahre später wagte der Verlag die nächste Ausschreibung. »Die Stunde des roten Drachen« des 1956 in Berlin geborenen Dieter Winkler überzeugte die Jury. Der zweifache Familienvater arbeitete als Chefredakteur und veröffentlichte bislang über 30 Bücher sowie zahlreiche Hörspiele. 1999 schrieb er gemeinsam mit Wolfgang Hohlbein »Das elfte Buch« der erfolgreichen Enwor-Reihe. Danach erschien sein Enwor-Roman »Das magische Reich«, der den Auftakt der »Neuen Abenteuer« bildet. Mittlerweile sind im renommierten Piper Verlag bereits drei weitere Enwor-Romane des mehrfach preisgekrönten Fantasy-Autors erschienen. Heute lebt er in München.
www.dieter-winkler.de
»Wolfgang Hohlbein und ich teilen seit unserer Jugend die Begeisterung für fantastische Stoffe, haben hier eine ganze Menge gemeinsam übersetzt und – etwa für Enwor – geschrieben, bevor jeder seinen eigenen Weg ging: Wolfgang als Shootingstar deutscher Fantasy-Literatur und ich als Chefredakteur des Computermagazins CHIP. Als ich mich Ende der Neunziger selbstständig machte, begann ich auch wieder zu schreiben und hatte das Glück, mit der bei Thienemann erschienenden Jugendbuchreihe Netsurfer einen großen Erfolg landen zu können. Parallel bin ich wieder in Enwor mit eingestiegen – und habe das Manuskript »Die Stunde des roten Drachen« bei Ueberreuter eingereicht, das terminlich gerade in die Ausschreibung zum nächsten Hohlbeinpreis fiel. Die Jury fischte es aus 600 Einsendungen als Siegerkandidaten heraus und legte es als solches Wolfgang vor – der dem Urteil der anderen Juroren beipflichtete (natürlich nicht, ohne mir den einen oder anderen Ratschlag mit auf den Weg zu geben; aber das ist eine andere Geschichte). »Die Stunde des roten Drachen« erschien als letzter Band in der Reihe »Edition Märchenmond« und wurde dann später in »Meister der Fantasy« integriert, was sich vertrieblich als nicht ganz glücklich erwies. Es hat sich zwar solide verkauft, blieb aber hinter den Netsurfer- und Enwor-Verkaufszahlen zurück, sodass ich mich eher auf diese beiden Richtungen konzentrierte und für Ueberreuter im nächsten Schritt eine bis heute sehr erfolgreiche Kinderbuchreihe und keinen weiteren umfangreichen Fantasyroman schrieb.«
Nina Blazon
Ab 2003 vollzog die Fantasy einen Wechsel. Während im deutschen Sprachraum meist Männer den Titel »Meister der Fantasy« für sich beanspruchten, hob Nina Blazon mit ihrem Debüt die deutsche Frauenquote an. Sie gewann den 3. Wolfgang Hohlbein-Preis. Von da an übernahmen die Damen das Kommando über fantastische Welten – nicht nur bei Ueberreuter.
»Im Bann des Fluchträgers« wurde später auch für den Deutschen Phantastik Preis 2004 ausgezeichnet.
Nina Blazon wurde 1969 in Koper geboren und zog, nachdem sie die ersten Lebensjahre in der Gemeinde Piran am Mittelmeer in Slowenien verbracht hatte, mit ihrer Familie nach Neu-Ulm. Bereits als Jugendliche fühlte sie sich verzaubert von der Fantasy. Während ihres Studiums für Slavistik und Germanistik in Würzburg schrieb sie erste Theaterstücke und Kurzgeschichten. Nach Beendigung des Studiums unterrichtete sie an den Unis in Tübingen und Saarbrücken, sie absolvierte ein Praktikum am Theater und arbeitete für einen Sommer bei der Lokalredaktion der Cuxhavener Nachrichten. Nach ihrem Redaktionsvolontariat in Stuttgart begann sie bei einer Agentur als Werbetexterin. Ihre rege Beteiligung an Wettbewerben brachten ihr mehrere Publikationen ein. Doch der große Durchbruch gelang ihr nach dem Sieg beim Wolfgang Hohlbein-Preis 2003. Aufgrund des Erfolgs wurde aus dem Erstling eine Trilogie. Der zweite Band der Woran Saga »Im Labyrinth der alten Könige« erschien im Juli 2004. Band Drei, »Im Reich des Glasvolks«, im Februar 2006. Weitere Romane, wie »Die Rückkehr der Zehnten« und »Der Kuss der Russalka«, folgten. Neue Verträge, auch bei anderen Verlagen sind längst unterzeichnet. Heute lebt Nina Blazon mit ihrem Mann in Stuttgart.
»Ich war stolz wie ein nasses Huhn, unter ein dickes Manuskript tatsächlich das Wort „Ende“ gesetzt zu haben. Das war eigentlich schon mein kleiner Sieg. Ja, es war das allererste Romanwerk, das ich geschrieben habe, also ein richtiger Sprung von 0 auf 100. Es war auch die erste große Veröffentlichung neben den paar Kurzgeschichten-Anthologie-Sachen. Eine Vorstellung, wie es weitergehen würde, hatte ich erst, als Susanne Evans mir bei der Vertragsunterzeichnung sagte: „Ach so – und Teil II wollen wir natürlich auch haben.“ Damit war der weitere Weg schon gleich abgesteckt. Was wiederum toll war, weil ich gar keine Zeit hatte, mir viele Gedanken zu machen, sondern einfach wieder zum Schreibtisch trabte. Aber dass es so weitergehen würde, wie es im Moment läuft, hätte ich in den kühnsten Träumen nicht gedacht. Da muss ich mich wirklich sehr bei meinen Lesern und natürlich bei den Ueberreuters bedanken!«
Evelyne Okonnek
Frisch gekürte Gewinnerin ist Evelyne Okonnek, die 2005 mit ihrem Debüt »Die Tochter der Schlangen« die Jury verzauberte, das soeben im Handel erschienen ist.
Evelyne Okonnek wurde in Bietigheim geboren und wuchs im Schwarzwald auf. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik und Spanisch in Tübingen. Sie probierte verschiedene Jobs aus, bis sie mehrere Jahre in einer Stuttgarter Werbeagentur blieb. Doch sie kündigte, um sich ein Jahr lang nur dem Schreiben zu widmen.
In diesem einen Jahr schrieb sie jedoch nicht das geplante Projekt, sondern an ihrem Debüt »Die Tochter der Schlangen«. Mit ihrem Mann lebt sie in Nehren bei Tübingen.
In Büchern fand sie schon als Kind Trost oder suchte darin Abenteuer. Viele Romane schrieb sie später selbst weiter, nur, um sich nicht von den liebgewordenen Charakteren trennen zu müssen. Sie spielt in einer kleinen Theatergruppe und widmet sich in ihrer Freizeit der Malerei und Zeichenkunst. Goldschmieden und Sprachen gehören ebenfalls zu ihren Hobbys.
»Ich hatte Anfang Juli 2004 von dem Wettbewerb erfahren, Einsendeschluss war der 30. September 2004. Das ließ mir ziemlich genau drei Monate Zeit. Das ist eigentlich viel zu wenig! Da ich aber a) durch die jahrelange Teilnahme in Schreibwerkstätten Schreiberfahrung besaß, b) einen halbwegs fertigen Plot in der Schublade hatte und c) durch die Arbeit in der Werbeagentur wusste, dass ich unter Termindruck besonders konzentriert arbeiten kann und mich d) auch sehr gut organisierte, beschloss ich, das Projekt zu wagen. Was hatte ich zu verlieren?! Außerdem reizte mich das Wörtchen „unmöglich“ und die Aussicht, zu erfahren, ob ich überhaupt in der Lage bin, einen kompletten Roman zu schreiben. Trotzdem, es war ein „Höllenstress“ – aber ein schöner! Danach war ich allerdings urlaubsreif, denn die letzten acht Wochen saß ich von neun Uhr morgens bis nachts um drei vor dem PC, sogar die Nahrungsaufnahme lief nebenher, mein Adrenalinspiegel war so hoch, dass ich kaum Schlaf brauchte. Anders wäre das auch nicht zu schaffen gewesen und abschalten konnte ich sowieso nicht mehr. Die Geschichte und ihre Figuren hatten mich mit Haut und Haar verschlungen, das Ganze hat sich ab einem gewissen Punkt völlig verselbständigt – ich war besessen. Aber vielleicht gehört eine gewisse Besessenheit auch zum Schreiben dazu.
Erwartungen hatte ich eigentlich gar keine, Hoffnungen schon. Ich rechnete mir überhaupt keine Chancen auf den Preis aus, sondern hoffte nur, ein vages Interesse des Verlags an meiner Art zu schreiben zu wecken, und vielleicht nach diversen Überarbeitungen und Änderungen das Manuskript irgendwann veröffentlichen zu können.«
Jonas Torsten Krüger
Doch nicht nur die Gewinner haben eine Chance auf eine Veröffentlichung. Weitere Autoren wurden im Rahmen der Ausschreibung entdeckt:
Der am 08. Juli 1967 in der Buchmessestadt Frankfurt am Main geborene Autor Jonas Torsten Krüger studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Botanik. Er arbeitete vier Jahre als Lektor beim FIRST-Verlag der Psychologischen Praxis Professor Norbert Lotz in Frankfurt. Mit »Das Erbe des Magiers« fiel er der Jury des Wolfgang-Hohlbein-Preises auf. Der Roman gewann nicht, doch veröffentlichte Ueberreuter ihn im Jahre 2002 in der Reihe MEISTERWERKE DER FANTASY. Jonas Torsten Krüger lebt bei Freiburg im Breisgau.
www.fabulalitera.de
»Ich hatte drei Jahre lang bei jedem, aber absolut jedem Literaturwettbewerb mitgemacht (von der „Brigitte“ über Würth bis zum „Playboy“) und diese drei Jahre nie auch nur irgendetwas anderes geerntet als vorgedruckte Absagebriefe. Dann kam im Jahr vier die Ausschreibung zum Hohlbein-Preis, die ich mitmachte wie alle anderen auch. Nicht dass ich schon mal einen Fantasy-Roman geschrieben hatte, aber – so what? Wie bei jedem anderen Wettbewerb informierte ich mich soweit möglich über Jury, Verlag und so weiter – in diesem Fall las ich „Märchenmond“ und noch ein paar andere Ueberreuters. Und schrieb etwas, dass in diese Richtung ging mit meinem eigenen Stempel dazu. Da ich ganz stark von der Sprache herkomme, ist das Thema für mich gar nicht so wichtig: Hauptsache die Sätze zaubern und verweben sich zu einem fliegenden Teppich, der „spannende Story“ heißt. Ich schickte den Text ab (nie habe ich mehr Tippfehler in ein Manuskript versenkt) und vergaß ihn relativ schnell wieder (Schutzfunktion, die ich mir in den drei Wettbewerbsjahren zugelegt hatte). In der Zwischenzeit gewann ich einen Kurzgeschichten-Wettbewerb des Südwestfunks und dann kam der Brief von Ueberreuter. Zuerst hielt ich es für ne Rechnung (sah irgendwie so aus) und dann war die Freude natürlich elefantenblauwalgroß: Die wollen mein Buch machen. Ehrlich gesagt habe ich während des ganzen Produktionsprozesses (Lektorat, Titel- und Coverauswahl) ständig gedacht: Da geht noch was schief, die entscheiden sich bestimmt im letzten Moment anders und so weiter – und in der Tat dauerte es länger als geplant. Tatsächlich war der Fantasyband nicht mein erster Roman, der bei Ueberreuter erschien. Denn entgegen meinen Erwartungen (ich hatte gedacht: Na gut, selbst wenn das wirklich klappt, werden die sicher erstmal abwarten, wie sich das Ding verkauft und sich frühestens in ein paar Jahren melden) wurde ich vom Verlag fast sofort gefragt, ob ich auch „etwas anderes“ schreiben könnte, es bestehe Bedarf an Jugendkrimis und Abenteuerbüchern. Ich bejahte selbstverfreilich und schrieb den Nordseekrimi „Das Geheimnis der Dünen“, der noch vor meinem ersten Fantasy bei Ueberreuter erschien. Tja, das war vor fünf Jahren. Seit der Zeit schreibe ich für die Wiener pro Jahr einen Roman, meist abwechselnd einen Krimi und einen Fantasyroman. Und was folgt? Zusätzlich natürlich der Einstieg in die Erwachsenen-Verlagswelt!«
Brigitte Melzer
Auch Brigitte Melzer gehört zu den Entdeckungen, die sich Ueberreuter aufgrund der Autorenförderung ins Lektorat riss. »Whisper – Königin der Diebe«, erschien 2004, schon ein Jahr später publizierte sie den Roman »Im Schatten des Dämons« und bewies damit Beständigkeit.
Am 08. August 1971 wurde Brigitte Melzer geboren, sie lernte Einzelhandelskauffrau, schulte auf Bankkauffrau um und machte ihren Fachwirt. Heute arbeitet sie bei einer Bank. Ihr Faible für Fantasy und Rollenspiele begann schon in jungen Jahren. Sie lebt mit ihrem Mann in ihrer Geburtsstadt München.
www.brigitte-melzer.de
»Ich habe erst etwa ein Jahr vor der Ausschreibung mit dem Schreiben begonnen und bis dahin weder etwas veröffentlicht, noch überhaupt an einen Verlag geschickt. Das war auch noch die Zeit, in der ich kaum jemandem erzählt habe, was ich da stundenlang vor meinem PC mache (es ist ja jetzt noch ein komisches Gefühl, sich hinzustellen und zu sagen: Hey, ich schreibe Bücher!). Mir haben die skeptischen »Das-wird-doch-nie-was« -Blicke von denen, die es wussten schon gereicht. Als ich dann im Münchner Literaturblatt über die Ausschreibung gestolpert bin, wollte ich es einfach wissen. Ich fand, dass so ein Wettbewerb die beste Möglichkeit wäre, herauszufinden, ob das mit dem Schreiben mehr sein könnte, als nur ein Freizeitvergnügen. Die Geschichte an der ich damals gearbeitet – und wegen der ich mit dem Schreiben begonnen habe – war allerdings schon viel zu lang, um auch nur annähernd noch in die Ausschreibungskriterien zu passen. Also musste was Neues her. Weil ich aber so gar keine Vorstellung hatte, was das sein sollte, hab ich mir erstmal einen Zeitplan gesteckt. Ist ja immer gut, sich erstmal unter Druck zu setzen … Zwei wochenlang ist mir dann zur Strafe auch prompt überhaupt nichts eingefallen. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Eines Morgens bin ich aufgewacht und hatte einen Satz im Kopf (der es nicht mal in die fertige Manuskriptfassung geschafft hat). Innerhalb einer halben Stunde hatte ich einen kompletten Plot nebst Protagonisten dazu, und etwa vier Wochen später war die erste Fassung fertig. Wirkliche Hoffnungen hab ich mir nicht gemacht, dazu hatte ich von zu vielen Leuten gehört, wie aussichtslos es doch für unbekannte Schriftsteller ist, überhaupt Beachtung bei einem Verlag zu finden. Da nun im Gegensatz zu mir auch noch jeder Schreibende schon sein ganzes Leben lang zu schreiben scheint, habe ich mein Manuskript eher mit einem „mal sehen, was draus wird“ abgeschickt. Auch wenn ich mir keine großen Hoffnungen gemacht habe, wäre es geschwindelt, wenn ich behaupten würde, nicht immer mal wieder von diesen „was wäre wenn“-Gedanken heimgesucht worden zu sein. Allerdings habe ich mich jedes Mal gezwungen, ganz schnell wieder damit aufzuhören, damit die Enttäuschung hinterher nicht zu groß ist. Mir war allerdings von Anfang an klar, dass ich mit dem Schreiben auch weitermachen würde, wenn ich den Preis nicht erhalten und auch sonst keinerlei Resonanz auf meinen Beitrag bekommen würde. Dazu hatte ich längst viel zu viel Spaß am Geschichten erfinden. Als dann die Nachricht kam, dass ich in der Endrunde sei, war das für mich ein Hammer! Allein darüber hab ich mich schon riesig gefreut. Dass ich den Preis nicht gewonnen habe, finde ich nicht enttäuschend. Immerhin war es mein erster Versuch und ich war riesig glücklich, es damit unter die ersten Drei geschafft zu haben. Und mit Nina hat eine Kollegin gewonnen, die mir auf Anhieb sympathisch war, und der ich den Preis von Herzen gönne! Zum Glück wurde ich, nachdem der Preis vergeben war, nicht länger vom Verlag auf die Folter gespannt und habe sofort erfahren, dass sie „Whisper“ ebenfalls veröffentlichen wollten. Nach dieser Nachricht habe ich erstmal völliges Neuland betreten. Verlagsvertrag, Lektorat, Druckfahnen, Cover und Titelfindung. Eine Menge spannender Dinge, von denen ich so gar keine Ahnung hatte. Zum Glück hat meine Lektorin, Susanne Evans, all meine Fragen tapfer ertragen und geduldig beantwortet. Ende 2003 war es dann endlich soweit: Meine Belegexemplare kamen. Ich hatte tatsächlich mein erstes Buch in Händen! Das war einfach großartig! Inzwischen bin ich mit den Abläufen im Verlag ein wenig vertrauter und habe – hoffentlich – auch einiges dazu gelernt, was z.B. das Überarbeiten von Manuskripten angeht. Seit »Whisper« habe ich nicht mehr aufgehört zu schreiben. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das auch gar nicht mehr geht, weil mir der Schädel platzen würde, wenn ich die Ideen nicht irgendwo raus lassen könnte.«
Tanja Vetesnik
Tanja Vetesnik, geboren 1971, studierte allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Theaterwissenschaft und Buchwissenschaft. Sie arbeitet in einem modernen Antiquariat, freiberuflich ist sie als Rezensentin und Journalistin tätig und lektoriert ehrenamtlich bei der »Leselupe«.
Schon als Jugendliche begann sie zu schreiben, als sie ihre Schwäche für Fantasy-Literatur und Fantasy-Rollenspiele entdeckte. Auch ihre Hobbys Orientalischer Tanz und mittelalterliches Schwertfechten dürften ihr bei so manchen Szenen behilflich sein. Ihr Roman »Der fünfte Krieger des Bösen« gehörte zu den drei besten Manuskripten, die für den »Wolfgang-Hohlbein-Preis 2002« eingereicht wurden und erschien 2004. Die Autorin lebt und arbeitet in Worms.
»Der Hohlbein Preis war für mich die Chance, eine Tür aufzustoßen – auch wenn ich eigentlich nicht wirklich daran geglaubt hatte, dass es tatsächlich klappen könnte. Da „Der Fünfte Krieger des Bösen“ in gerade mal 6 Wochen entstand, rechnete ich mir eigentlich keine große Chance aus gegen Manuskripte, an denen wahrscheinlich über mehrere Jahre hinweg geschrieben und gefeilt worden war. Dass ich dann trotzdem unter die ersten drei kam, war absolut unerwartet – und deshalb eine umso größere und schönere Überraschung. Das darauf folgende Lektorat verlief ziemlich entspannt, da zwischen der Nachricht, dass der Ueberreuter Verlag den Fünften Krieger verlegen wollte, und dem eigentlichen Erscheinungstermin dann noch über ein Jahr Zeit war. Was auch gut so war, da die Ursprungsfassung ein paar Zeichen zu viel hatte und ich den Fünften Krieger letztendlich um beinah 1/3 kürzen musste. Und jetzt, nachdem die Tür offen ist, werde ich sie nicht wieder zu fallen lassen. Es gibt zwar im Augenblick noch keinen Erscheinungstermin, aber weitere Projekte sind in Arbeit.«
INFO
Wer zu der stetig wachsenden Ueberreuter-Familie gehören möchte, dem sei die nächste Ausschreibung ans Herz gelegt. Aufgrund der großen Nachfrage ruft der Verlag bereits in diesem Jahr den Preis erneut aus. Informationen sind auf der Website des Verlages www.ueberreuter.at bekannt gegeben
Einsendeschluss ist der 31.03.2007.
© Nicole Rensmann / phantastisch!