Das Brot des Künstlers

Das Brot des Künstlers ist nicht allein sein Honorar, sondern die Resonanz und somit auch der Applaus des Publikums.
Wie oft ist mir schon aufgefallen, dass jedoch – zumindest in unseren Breitengraden – eine Hemmschwelle vorhanden ist, was den Applaus betrifft. Auch heute wieder. Zufällig kamen wir an einem gut besuchten Puppenspiel vorbei und blieben stehen. Vielen Kinder und deren Eltern schauten der Prinzessin, dem König, dem Weihnachtsmann und der Hexe zu, die schließlich die verzauberte Königin – sie wollte selbst ein wenig hexen und verhexte sich dann – zurückhexte.
Als sich der Vorhang schloss, geschah nichts. Gar nichts. Ich lächelte in mich hinein, denn ich kannte das schon. Ich wartete noch einige Sekunden, dann klatschte ich lautstark, es vergingen wieder einige Sekunden bis endlich ein paar (sehr) wenige Erwachsene und ein paar Kinder mitapplaudierten. Dann verebbte der Applaus – viel zu schnell, meiner Meinung nach. Die Künstlerin trat hinter ihrem Puppenspiel hervor – eine Frau, die fünf verschiedene Figuren gespielt hat und ihre Stimme entsprechend und vor allem wunderbar zu verstellen wusste. Wieder nur wenig Applaus.
Es wird nicht daran gelegen haben, dass die Aufführung nicht gefallen hat. Aber warum ziemt sich dieses Publikum – und diese Beobachtung habe ich leider schon häufig gemacht – demjenigen, von dem es unterhalten wurde, zu applaudieren? In diesem Fall musste ja noch nicht mal Eintritt bezahlt werden, dann ist doch Applaus das Mindeste, was ich spenden kann und sollte!
Denn der Applaus ist das Brot des Künstlers!

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.