Perspektiven

Prospero weist in seinem Blog auf diesen Artikel in der Frankfurter Rundschau hin. Viel interessanter finde ich allerdings den Link am Ende des Kommentars, der zu Blog-Software und Infos darüber hinweist.
Das nenn ich einen Drachen! (Link funktioniert nicht mehr) Wow! Leider fehlt mir dafür der Schlossgarten – ganz zu schweigen vom Schloss selbst. Aber was wäre die Welt ohne Träume und Wünsche?

Gestern Abend bin ich gut weitergekommen. Manchmal schlüpfe ich bei »Romanicus« in eine andere Perspektive – nicht bewusst – aber ich ertappe mich dann dabei wie ich die eigentliche Erzählperson bei ihren Handlungen, ihren Gefühlen beobachte. Das bringt sie mir noch einmal ein Stück näher und ihre Gesten lassen sich – dann aus ihrer Sicht – detaillierter beschreiben. Diese Vorgehensweise ist mir gestern das erste Mal richtig bewusst geworden. Früher habe ich dann im Text fälschlicherweise und zu meinem eigenen Frust die Perspektive verändert, das musste ich natürlich später korrigieren.

Wer nur aus der objektiven Perspektive, also dem Alles-sehenden-Erzähler schreibt, oder die Ich-Erzählung (Ich habe dieses und jenes gefühlt, gesehen, gedacht…) wählt, dem passieren solche Patzer (wie ich finde) seltener.

Mir ist das aber zu wenig. Ich will mit dem Hauptcharakter eins sein, ich will wissen, was sie denkt, wie sie fühlt, welche tiefsten Wünsche sie hegt, wen sie liebt und hasst und dennoch subjektiv an die Sache rangehen.

Bei »Anam Cara – Seelenfreund« ist mir das gelungen, das macht den Roman aus. Aber es gab auch – eng gesehen – nur eine Hauptperson.

»Ciara« wechselt, wegen drei wichtigen Charakteren, pro Kapitel in der Perspektive. Doch ich wünschte mir, ich könnte jetzt und hier und heute den Roman noch einmal neu schreiben und mir meine aktuellen Erkenntnisse zu Nutze machen. Da ich die Möglichkeit nicht habe, wende ich diese bei dem neuen Werk an.

Bevor ich mit »Romanicus« begann, habe ich mir die Frage gestellt, aus wessen Sicht ich schreiben möchte. Zunächst dachte ich an die »Auktoriale Perspektive«, dann wollte ich aus wechselnden Sichten eines jeden Charakters schreiben. Doch bei fünf Personen, die ständig anwesend sind, hätte das zwar sehr interessant aber auch für den Leser verwirrend werden können. Sicherlich wäre ein Roman wie »ES« von Stephen King ein wunderbares Vorbild gewesen. Aber ich bin (noch ;-)) nicht King und ein Autor sollte sich auch nicht übernehmen. Und so erzählt Mona die Geschichte, als eingeschränkter auktorialer Erzähler. Leichter wäre es vermutlich noch in der subjektiven Perspektive des Ich-Erzählers zu schreiben. Dieser wäre zwar auch Mona, aber sie spräche dann nur in der ersten Person Singular und das, wie erwähnt, möchte ich in diesem Roman (aus bestimmten Gründen) nicht.

Hat irgendjemand etwas nicht verstanden?

Mmh… Kleine Perspektiven-Empfehlung: James N. Frey »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt« und Elizabeth George »Wort für Wort«.

In beiden Büchern werden die Problematiken der einzelnen Perspektiven sehr anschaulich beschrieben.

Lasst euch nicht verunsichern. Mir ist kein Autor bekannt, der mit seinem ersten Werk OHNE Lektorat auf der Bestsellerliste landete und seinen Stil nicht weiterentwickeln musste.

Niemand wird als Autor geboren. Neben ein bisschen Talent, Begeisterung und Interesse, einer kusswütigen Muse, Kampfgeist, Disziplin und einem unerschöpflichen eigenen Phantasievorrat, müsst ihr für diesen Job lernen und euch weiterbilden wie für jedes andere Handwerk auch. Auf welche Art und Weise – das muss allerdings jeder für sich selbst herausfinden.

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.