Es ist eröffnet: Die »Weihnachtsbäckerei«. Es darf gebacken werden. Plätzchen sind meiner Meinung sogar das gesamte Jahr über ein Muss. Wer legt denn fest, dass ich Vanillekipferl nur im Dezember essen darf oder dass ein Stuten mit Zimt, Honig und Nüssen nur zu Weihnachten schmeckt? Eben. Keiner, darum ist zwar das Buch von Bernd Siefert durch den Titel themenspezifisch, die Rezepte sind aber das gesamte Jahr hinweg anwendbar.
Bernd Siefert – der Konditormeister
Sein süßes Handwerk wurde Bernd Siefert von den Eltern in die Wiege gelegt. 1967 geboren, stand er bereits mit sechs Jahren in der elterlichen Backstube. Torten und Gebäck wurden zu seiner süßen Leidenschaft. 1997 gewann er den WM-Titel als Patissier.
Gemeinsam mit seiner Schwester Astrid betreibt er das Café Siefert im Odenwald, außerdem bietet er Backkurse für Profis und Hobbybäcker an, und schult den Nachwuchs für aktuelle Patisserie-Wettbewerbe. Seine Kreationen sind weltweit beliebt, er backt und kreiert von Gebäck, über feinste Pralinen bis hin zur mehrstöckigen Hochzeitstorte alles, was sich mit Mehl, Zucker und anderen Zutaten herstellen lässt. Auch als TV-Bäcker hat er schon sein Debüt gegeben, zusammen mit Sarah Wiener moderierte Bernd Siefert 2013 die Back-Show Tortenschlacht auf VOX. Die Sendung wird übrigens ab 15.11.2014 auf VOX fortgesetzt, dann allerdings mit Ruth Moschner und dem Patissier Matthias Ludwigs.
Bernd Siefert präsentiert seine Backkunst anscheinend viel lieber live und in seinen Büchern. Die Bände »Sweet Gold 1 und 2« (Matthaes Verlag 2008/2010) kosten jeweils 79,90 € – die 736 Seiten starke Gesamtausgabe, gefüllt mit den besten Rezepten von Bernd Siefert ist für 129.- € zu haben. Der Konditormeister hat seinen Preis. 2010 folgte »Kuchen, Tartes & Cupcakes« (Mattheas Verlag – 49,90 €). Für 69,90 € ist das 280 Seiten dicke Buch »Torten und mehr: Sweet Wedding« (Mattheas Verlag), das seit März 2014 erhältlich ist, wieder etwas hochpreisiger. Für Backbücher in jedem Fall überdurchschnittliche Preise.
Zum Buch
Bernd Sieferts »Weihnachtsbäckerei« ist eine Neuauflage des gleichnamigen Buches aus dem Jahre 2009, ebenfalls im Tre Torri Verlag erschienen. Die aktuelle Ausgabe präsentiert sich in neuem Gewand, mit dem es sich dem aktuellen Design der „süßen“ Backbücher des Verlags anpasst. Diese Ausgabe erscheint in der Sweet & Easy Reihe, in der auch die Bücher von Enie van de Meiklokjes zu finden sind. Der Preis mit 19,90 € ist, gegenüber seiner Bücher aus dem Mattheas Verlag, durchaus erschwinglich.
160 Seiten, über 100 Rezepte, jedoch nur die Hälfte sind mit Fotos bestückt. Das ist schade. Nach deutschen Keksklassikern, internationalem Weihnachtsgebäck und neuen Kreation der Siefert-Patisserie, finden sich auch zwei Seiten, auf denen Bernd Siefert unterschiedliche Glasuren vorstellt. Schoko- und Zitronenglasur werden u.a. von der Rum-Glasur oder einer gekochten Zuckerglasur ergänzt.
Fachwissen von dem ich gerne mehr im Buch gehabt hätte. Auch fehlten mir Abbildungen oder Erläuterungen zu manchen Rezepten. Zum Beispiel wird eine Wolfzahnform benötigt. Ich gebe es zu, ich kannte diese Art der Backform nicht und musste erst einmal online nach Wolfzahnform suchen. Jetzt bin ich schlauer.
Was habe ich gebacken?
Als eher robuste Hobbybäckerin lasse ich die Finger von Weißen Dominosteinen (S. 122) oder Engadiner Konfekt (S. 93). Stollen fallen bei mir schon deshalb von der Küchenzeile, weil ich die meisten Zutaten davon nicht mag. Marzipan, Orangeat, Zitronat – wäh. Bernd Siefert bietet aber gleich vier verschiedene Stollenrezepte – auch wer keinen Stollentroll (á la Walter Moers) bei sich beherbergt, wird hier fündig. In manchen Rezepten sind so viele Zutaten enthalten, dass ich nur die Hälfte davon vorrätig hatte. Meine Gewürze und Backvorräte sind gar nicht so gering, aber Rosenwasser, Bittermandelöl, Hirschhornsalz, Macispulver, Pimentpulver oder z.B. Pottasche habe ich nicht gelagert. Nun. Das macht auch nichts. Es bleiben immer noch genügend Rezepte zum Ausprobieren.
Bei mir ging es mit einem deutschen Klassiker los: Heidesand (S. 29).
Butter, Zucker, Vanilleschote, Zitronenabrieb, Meersalz, Weizenmehl. Mehr Zutaten braucht es nicht. Das ist schon eher nach meinem Geschmack. Der Teig ist sehr weich und muss in jedem Fall in den Kühlschrank. Da er danach relativ hart ist, sind die schönen Rollen allerdings nicht mehr rund, sondern auf der Liegefläche platt. Ich habe dann noch mal alles zerbröselt, neu geknetet, neu geformt. Zügig, damit der Teig nicht wieder zu weich wurde. Danach ging die Verarbeitung besser. Mein Heidesand sieht jedoch nicht so gut aus wie der von Herrn Siefert – er ist ja auch der Patissier.
Ähnlich sieht das auch bei dem Schwarz-Weiß-Gebäck aus (S. 14).
Hier wird auf den sehr weichen Teig extra hingewiesen. Schade ist jedoch der fehlende Tipp, wie ich – als unbedarfte Hobbybäckerin (was für ein blödes Wort) – mit diesem Problem umgehe. Ich wusste es aber. Kein Mehl, Hände feucht halten. Also eine Schüssel mit Wasser bei der Verarbeitung daneben stellen, dann klebt der Teig nicht so. Über den Hinweis „je nach Wunsch zusammenschneiden und zusammensetzen“ musste ich auch ein bisschen nachgrübeln. Marmorierte Kekse kriege ich auch noch hin – beide Teige miteinander verkneten, aber nicht zu stark, damit die Marmorierung sichtbar bleibt. Doch wie sieht das beim Schachbrettmuster aus? Und wie kreiere ich andere geometrische Figuren – wie auf dem Foto im Buch zu sehen? Das erschloss sich mir leider nicht. Hier hätte ich eine kleine Anleitung nett gefunden. Darum habe ich den Schokoladenteig in den hellen Teig eingerollt. Das ist nicht sooo geglückt wie ich wollte, da der dunkle Teig noch sehr weich war. Das nächste Mal würde ich ihn deutlich mehr als eine Stunde im Kühlschrank liegen lassen oder sogar kurz der Kühltruhe anbieten. Beim Backen hatte ich diesmal aber nicht mehr so viel Zeit. Geschmacklich: Super!
Viele kleine Erinnerungszettel stecken in den Seiten. Cantuccini, Albertli, Brutti ma buoni, Rumkugeln, Walnussrauten oder Butter-S – die Backauswahl ist groß und die Weihnachtsbäckerei gesichert.
Fazit
Bernd Sieferts »Weihnachtsbäckerei« bietet eine große Auswahl an Gebäck, das nicht nur an Weihnachten schmeckt. Kleiner Wermutstropfen: Zu wenig Fotos und zu selbstverständlich aufgebaute Rezepte. Es fehlen Kniffs und Tipps vom Konditormeister.
P.S. vom 07.11.2014 – Heidesand habe ich bereits zum zweiten Mal gemacht. Und nun sehen die Plätzchen fast so perfekt aus wie im Buch. Übung macht den Meister, auch wenn es nur ein Hobby ist.
Bernd Siefert»Weihnachtsbäckerei« – die besten Rezepte Tre Torri Verlag; Auflage: 2. (1. November 2014)
Hardcover, 160 Seiten ISBN 978-3941641860 19,90 €
Webtipps:
- Weitere Infos zum Buch beim Verlag
- Webseite von Bernd Siefert
- Webseite des Café Sieferts
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- Mari hat auf Ihrem Blog das Buch (die 1. Auflage) rezensiert und sehr viele Rezepte ausprobiert. Ihre Erfahrungen sind lesenswert.
© Cover: Weihnachtsbäckerei von Bernd Siefert / Tre Torri Verlag
Vielen Dank an den Tre Torri Verlag.