Im Alter von zarten 18 Jahren verließ der 1957 geborene Christian Rach sein Heimatland – das Saarland. Er ging nach Hamburg, studierte fünf Jahre Mathematik und Philosophie und jobbte nebenbei als Koch und Kellner – der Anfang einer großen Leidenschaft. Schon bald zog es ihn in die weite Welt – nicht allein des Reisens wegen, sondern aufgrund all der kulinarischen Genüsse, die es zu entdecken galt. Erfahrungen sammelte er in der Spitzengastronomie, kochte in Frankreich und Österreich. Doch eine Ausbildung machte er nie. Learning by Doing scheint seine Devise zu sein. 1986 eröffnete er sein erstes Restaurant in Hamburg-Altona – das Leopold. Dies sollte allerdings nicht sein letztes Restaurant bleiben. Auszeichnungen mit dem Michelin Stern und 17 Gault Millau Punkte krönten seinen Erfolg. 2005 folgte er dem Ruf des Fernsehens. »Teufels Küche« (RTL) erlebte nicht annähernd den Erfolg, den Christian Rach später- 2006 – mit »Rach, der Restauranttester« (RTL) erzielte. Weitere TV-Sendungen rund ums Thema Kochen wie z.B. »Rachs Restaurantschule« oder »Rach tischt auf« folgten. Seit 2014 hat Rach den Restauranttester an den Nagel gehängt und Steffen Henssler diesen Part überlassen.
Neben Kochen und TV-Auftritten schreibt Christian Rach. Vier Bücher hat er bereits herausgebracht. »Das Kochgesetzbuch: Die Grundregeln erfolgreichen Kochens« ist sein erstes Kochbuch, das bereits 2009 erschien. Gesetze in der Küche? Gehören da nicht eher Gerichte hin?
§ 1 Nehmen Sie die Gesetze nicht zu ernst. Kochen ist einfach und macht Spaß.
Das Buch
320 Seiten voll gepackt mit Informationen, Tipps, Rezepten und Anregungen – ergänzt mit zahlreichen Fotos. Christian Rach hat bei seinem Erstling »Das Kochgesetzbuch: Die Grundregeln erfolgreichen Kochens« nicht nur über das Erlebnis Kochen berichtet oder ein paar feine Rezepte aufgeschrieben, hier und da mit kleinen Tipps versehen – nein – er hat auch mehr als 180 Paragraphen aufgestellt, die in der Küche gelten. Ratschläge – mehr nicht, aber vor allem nicht weniger. Tipps, die Vorgänge erklären, Sinnvolles erläutern und Zusammenhänge darstellen. JETZT weiß ich auch, wann es für einen Teig besser ist, erst Zucker mit Eiern schaumig zu rühren oder doch lieber zuerst die Butter mit dem Zucker cremig zu schlagen. Rach hat es erklärt. Luftiger Kuchen = Zuerst Eigelb mit Zucker verrühren. Feinporig, zart, saftiger Kuchen = Erst Butter mit Zucker schaumig schlagen.
Dies ist nur einer von den 180 Paragraphen, die Wissen vermitteln und gleichzeitig bei der Zubereitung unterschiedlichster Rezepte helfen.
Das Buch beginnt mit Grundrezepten für Fonds, Brühen und Saucen. Es folgen Grundteige mit Erläuterungen, Tipps und erste Rezepte bei denen das Gelernte ausprobiert werden kann. Die Kategorien sind weiter in Grundprodukten aufgeteilt, z.B. Kartoffeln, Nudeln, Reis, Fleisch, Fisch, Gemüse und Salate, Desserts und Obst. Ein Querschnitt durch kulinarische Kochmöglichkeiten ohne viel Schnick und Schnack. Die Fotos sind – ich mag das – puristisch. Es geht ums Gericht und nicht um die Deko. (Im Geiste mein Held, der Herr Rach. Ein Dankeschön von einer, die sich schon fragte, warum nur noch schön dekorierte Fotos gewünscht werden – und das Gericht zur Nebensache wird.)
Was habe ich daraus gekocht?
Ich bin noch lange nicht fertig mit dem Buch. Es wird vermutlich so unentbehrlich wie „Das Kochbuch“ von Michele Cranston, das Buch »Die Kochprofis – Das 1 x 1 des Kochens« und mein allererstes Kochbuch, das ich schon in der Schule bekommen habe mit dem wundersamen Titel: »Das elektrische Kochen«. Doofer Titel, aber der Inhalt sollte nicht unterschätzt werden.
Nun. Bei Christian Rach dachte ich ursprünglich, die Rezepte würden zu kompliziert, die Zutaten zu hoch gegriffen sein. Ich irrte mich. Denn Rach bietet nicht nur seine eigenen einfach zu verstehenden und logischen Kochgesetze, sondern auch viele Rezepte mit simplen – und nicht selten wenigen – Zutaten, die problemlos nachzukochen sind. Das gefällt mir.
Schokoladenkaramell-Bonbons (S. 305). Bei mir wurden es keine Bonbons, sondern Splitter, das lag am Backblech, meins war zu groß. Lutschen ging aber trotzdem, vor allem konnte ich die Karamellstückchen so zweckentfremden und als Dekor für den Besten Schoki-Kuchen der Welt verwenden.
Und weil Schokolade immer geht, nahm ich mir die Walnuss-Brownies (S. 300) vor.
Stutzig machte mich das Wasser, das in die zu erhitzende Schokolade, laut Rezept, gehörte. Dann klumpt die Schokolade und scheint unbrauchbar. Auch diesmal klumpte sie (was okay ist, sagt das Rezept). Die Butter, die anschließend dazu kam, machte alles wieder geschmeidig. Puh, da bin ich froh, denn wenn nun beim Erhitzen mal ein Tröpfchen Wasser unerlaubt hineinspringt, weiß ich jetzt, wie ich den Schaden wieder beheben kann. Sehr praktisch.
Am ersten Tag sind die Brownies schön saftig, an den darauf folgenden nach wie vor lecker, aber fester.
Von süß zu herzhaft. Es gab „Gnotschiiis“.
Gnocci habe ich schon öfters gemacht, ich fühlte mich also recht wohl bei der Zubereitung. Das Rezept (S. 86) beinhaltete etwas andere Zutaten. Neben Kartoffeln gehörten auch Hartweizengrieß, Eigelb, Mehl, natürlich Muskat und Salz dazu. Toller Teig. Der beste bis jetzt. Schön finde ich den Hinweis: ..“nach Belieben zu Bällchen formen, evtl. mit dem Rücken einer Gabel leicht andrücken.“ Für mich heißt das: „Mach dir nicht so viel Stress, dass alles einheitlich aussieht. Wichtig ist: Es schmeckt.“
Christian Rach bietet bei dem Rezept eine Auberginen-Tomaten-Sauce an. Die habe ich mir gespart. Bei uns gab es die Perfekte Tomate aus dem Buch »Brotaufstriche« von Stefan Wiertz dazu, die ich erst vor Kurzem in Gläser abgefüllt hatte, ich musste sie also nur noch mal erhitzen. Fertig.
Heute mache ich Apfelpfannkuchen mit Speck (S. 120), aber ohne Speck. Klar, Pfannkuchen und Apfelpfannkuchen habe ich schon oft gemacht, aber die Idee, erst eine komplette Scheibe Apfel in die Pfanne zu legen und diese dann mit dem Teig zu bedecken, finde ich super. Das probiere ich aus, denn auch das Auge isst mit und sieht gern mal eine andere Variante. Außerdem ist das ein schnelles und feines Gericht. Denn nicht immer kann ich am Abend stundenlang in der Küche stehen.
Fazit: Ich mochte Christian Rach (soweit das für eine Person des öffentlichen Lebens gilt, von der unsereins nur einen Teil kennen kann) aus mehreren Gründen: Er wirkt ehrlich. Er ist seinen eigenen Weg gegangen. Er lebt nach dem Motto Learning by Doing, er setzt Trends, macht aber nicht alles mit. Nach diesem Buch finde ich ihn besser.
»Das Kochgesetzbuch: Die Grundregeln erfolgreichen Kochens« bietet keinen überflüssigen Zutatenkram, sondern Wissen und Rezepte, die simpel umsetzbar sind. Positiv fallen mir die puristischen Fotos auf. Hier zählt das zubereitete Gericht, nicht die Dekoration. Ein Buch für Anfänger und Fortgeschrittene. Top!
Christian Rach»Das Kochgesetzbuch: Die Grundregeln erfolgreichen Kochens«
edel EDITION, Oktober 2009
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen 320 Seiten
978-3941378032
29,95 €
Auch als E-Book Kindle Edition für 9,99 € bei amazon.
Webtipps:
- Webseite von Christian Rach
- Webseite zu seinem Restaurant „Tafelhaus“, das er nach 22 Jahren im Jahre 2011 schloss und sich in neue Koch-Abenteuer stürzte
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© Cover: edel edition