Gelesen: »JETZT! Gemüse« von Sebastian Dickhaut

© Cover: Südwest Verlag »JETZT! Gemüse« von Sebastian Dickhaut

© Cover: Südwest Verlag »JETZT! Gemüse« von Sebastian Dickhaut

Schönes Format, handlich, fester Einband, abwischbar. Auffallendes Design. Schön. Soweit. Doch das Design allein reicht nicht für ein Kochbuch, der Inhalt muss mir das Wasser im Mund zerlaufen lassen und Lust machen, mich in die Küche stellen zu wollen. Jetzt! mit GEMÜSE. Sebastian Dickhaut – kein Unbekannter in der Kochbuch-Ecke –  springt mit seinem neuesten Buch »JETZT! Gemüse« auf den vegan-vegetarischen Kochtrendzug auf. Verständlich, zumal Kochen und Schreiben seine Profession nicht erst seit diesem Jahr darstellt.

Seine Eltern – beides Autoren und Gastronome – haben ihn diesbezüglich geprägt, denn der 1963 in Hessen geborene Sebastian Dickhaut ist – laut seiner Vita – ein Allrounder, zumindest wenn es ums Essen geht. Foodfilmer, Erfinder (von gutem Essen vermutlich), Gastgeber (ein aufmerksamer hoffentlich). Außerdem: Autor und gelernter Koch. Mehr als 50 Kochbücher, die Millionenauflagen erreicht haben und in verschiedenen Sprachen übersetzt wurden, hat Sebastian Dickhaut bereits veröffentlicht, darunter die Basic-Cooking-Reihe aus dem GU-Verlag wie u.a. „Indien Basic“, „Basic baking“, „Basic cooking“. Er absolvierte eine Ausbildung als Koch, arbeitete als Journalist bei einer regionalen Zeitung und bei einem Kochbuchverlag. 1998 ging er nach Australien und korrespondierte über – klar – Food. Danach eröffnete er in München ein Kochstudio, das ein bisschen wie ein kleiner, schmackhafter Kürbis klingt: HUKODI.

Dort arbeitet er nicht nur als Koch und Autor, er gibt auch Kochkurse, dreht kleine Talkshows und seine Sendung ECHTZEITKOCHEN – die bei Kabel 1 in Abenteuer Leben gesendet wird. In 10 Minuten Echtzeit bereitet er ein Gericht zu – ein Quickie in der Küche. Er steht auf Mittagessen, trinkt gerne Kaffee und treibt auch noch Sport. Manche kennen ihn vermutlich als @meersuppe bei Twitter. Sebastian Dickhaut hat zwei Söhne, zwei Katzen, lebt in München und will aktuell »JETZT! Gemüse«.

110 Rezepte davon mehr als 40 vegan werden im Buch angekündigt. Vor den eigentlichen Rezepten gibt es eine Kurzversion für Einsteiger und Inspirations-Köche. Das alles soll dem Gemüse-Fan und Hobbykoch das Buch schmackhaft machen, doch erst der Praxistest wird zeigen, ob der Inhalt von »JETZT! Gemüse« auch auf der Zunge zergeht.

Lauch Kartoffel Gratin aus "Jetzt! Gemüse"

Lauch Kartoffel Gratin aus „Jetzt! Gemüse“ mit Majoran, rotem und weißem Pfeffer

Zum Buch

In »JETZT! Gemüse« präsentiert Sebastian Dickhaut die Vielfalt der Gemüsesorten. Von Artischocke bis Zucchini, dazwischen stecken Bohnen, Salate oder Kürbis, arrangiert in buntem Allerlei mit feinen Gewürzen – gebraten, gedünstet, gekocht oder roh. Zu allen Gemüsesorten finden sich nicht nur Gerichte, sondern auch ein Anhang, der sich informativ liest. Hier wird die Handhabung von Spargel, Möhre & Co. erklärt: Wann sie erhältlich sind, wie sie auszusehen haben und gesäubert werden sollten und welche Zubereitung ein besonders schmackhaftes Ergebnis auf den Tisch zaubert. Unter diesen Texten finden sich die passenden Rezepte inklusive Seitenzahl. Das gefällt mir. Dieser Abschnitt findet sich vom Seite 204 bis 231. Davor gibt es noch Anderes zu entdecken, aber nur hingucken und inspirieren lassen, reicht hier nicht. Denn dass Sebastian Dickhaut nicht nur kocht, sondern auch gerne schreibt, ist dem Buch anzumerken.

Das lockerflockige Vorwort macht in jedem Fall Lust auf mehr. In dem Kapitel Im Laden gibt Autor und Koch Tipps zum Einkaufen und zur Lagerung. Danach folgt Am Herd – da wird gedünstet, geschmort, gedämpft, gekocht, gebraten und natürlich blanchiert oder frittiert. Auch Ofen und Grill bekommen ihre Zeit – für und mit Gemüse. Was sonst?  Kleine Infoschnipsel und Tratsch vom Markt beenden zunächst die Abteilung Wissenswert. Ab Seite 20 darf endlich gekocht werden. Aber nur mit ausführlicher Anleitung.

Für »JETZT! Gemüse« von Sebastian Dickhaut gehört ein bisschen Zeit dazu. Lesen, stöbern, lernen, nachkochen und inspirieren lassen. Obwohl seit 14 Jahren meine Hauptmahlzeiten aus Gemüse bestehen und ich somit nicht nur Gemüse verschlinge, sondern seit einiger Zeit auch Kochbücher, hat mir Sebastian Dickhaut noch einmal neue Ideen und viel Wissen vermittelt. Ich wünschte nur, ich könnte mir das alles merken. Aber glücklicherweise bleibt das Buch bei mir, dann kann ich immer wieder nachlesen. Dabei dürfte auch das doppelte Inhaltsverzeichnis behilflich sein: Sortiert nach Rezepten A-Z und ein zweites nach Gemüsesorten!

Was habe ich daraus gekocht?

Kürbis auf dem Blech mit roten Zwiebeln und Parmesan

Kürbis auf dem Blech mit roten Zwiebeln und Parmesan

Die Auswahl fiel mir schwer. Rote Linsencreme oder Lauchbutter, Guacamole oder Pesto-Mayo Creme lassen sich schnell zubereiten, aber ich hatte aktuell keine Verwendung dafür. Demnächst. Schnelle Rezepte mit wenigen Zutaten – das mag ich sehr. Für mich allein gekocht, hätte ich vorne anfangen und hinten aufhören können, aber ich koche ja für die Familie. Darum habe ich zuerst das Kartoffel-Lauch-Gratin (Seite 149) ausprobiert. Das Rezept ist simpel und schnell zubereitet. Kartoffeln schälen, raspeln, Lauch schneiden, waschen, alles miteinander vermengen. Mit Salz und weißem Pfeffer würzen. Milch, Sahne, Majoran und rote Pfefferkörner auf dem Herd in einem Topf aufkochen lassen, Käse dazu. Schon fertig. Die Menge reicht für drei bis vier Personen, wenn sie als Hauptmahlzeit dient.

Danach gab es Kürbis vom Blech (Seite 89).  Anstatt Petersilie habe ich Thymian verwendet (Die Petersilie hatte ich beim letzten Markteinkauf vergessen, Thymian wächst  im Balkonkasten prima und ist somit da.). 

So einen Kürbis zu zerteilen ist Muskelarbeit. Das habe ich gerne abgegeben – an meinen Mann. Der kann das besser als ich. In der Zeit habe ich zwei rote Zwiebeln geschnitten. Nein, ich habe nicht geweint, denn wer schnell und exakt arbeitet, kann der Heulerei gut entgehen … das klappt immer bei bis zu drei Zwiebeln. Dann vergieße auch ich Tränen.
Olivenöl, Salz, Pfeffer, Thymian, Zwiebeln und die Kürbisschiffchen auf ein Backblech geben, alles vermengen. Darüber Parmesan raspeln. Ab damit in den Ofen.

Kürbis auf dem Blech - fertig! Geht schnell und ist sooooo lecker!

Kürbis auf dem Blech – fertig! Geht schnell und ist sooooo lecker!

Der Geschmack? Buttrig und ein bisschen nach Kartoffeln. Auf jeden Fall superlecker. Da noch etwas übrig geblieben ist, habe ich den Rest püriert. In den nächsten Tagen mache ich daraus Kürbisplätzchen – fein in Olivenöl und Butter angebraten, vielleicht vorher in ein paar zerstoßenen Kürbiskernen und Sesam gewälzt. Mir fällt was ein. Resteverwertung … wunderbar.

Fazit

»JETZT! Gemüse« lege ich jedem ans Herz, der Gemüse mag und all denjenigen, die Gemüse bisher nicht mochten. Ich bin sicher – hier findet jeder Genussgaumen das für sich passende Gericht, als Hauptmahlzeit oder Beilage. LECKER! Gemüse.

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Sebastian Dickhaut
»JETZT! Gemüse«
Südwest Verlag, 09/2014
Gebundenes Buch, 240 Seiten
ca. 100 Farbfotos
ISBN 978-3-517-09282-9
19,99 €

Das Buch ist auch als E-Book für 15,99 € erhältlich, dann aber ohne Lesezeichen, das sich im Buch hinten im Buchdeckel befindet.

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Vielen Dank an den Südwest Verlag!

© Cover: Südwest Verlag

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