Früher habe ich zu bestimmten Anlässen gebacken: Geburtstag, Weihnachten, Ostern. Heute backe ich meist zwei Mal die Woche, manchmal mehr oder an einem Tag drei verschiedene Sachen. Ich koche auch sehr gern. Aber es gibt 921487874897 Food-Blogger, Hausfrauen, Backexperten und Spaßbacker, die besser sind als ich. Das ist so. Das ist auch okay.
Darum wollte ich auch nie großartig von meinen „Kochkünsten“ bloggen. Kochen und backen ist für mich eine kulinarische Art von Kreativität. Die findet zuerst in meinem Kopf statt – ein bisschen geheimnisvoll. Aber vor allem bin ich mir nicht sicher – das ist ähnlich wie beim Schreiben -, ob sich überhaupt irgendwer dafür interessiert. Gut, das weiß ich nie. Ein anderes Problem: Ich backe aus dem Bauch heraus, exakte Rezeptangaben wiederzugeben finde ich kompliziert. Aber frau ist ja lernfähig. Wenn ich was will, muss ich eben auch meine Schwächen überarbeiten. Das kenne ich schließlich schon vom Schreiben.
Von kreativen Parallelen
Kochen und backen gleicht der Entwicklung eines Romans oder einer Story. Zuerst ist da eine Zutat. Nehmen wir den Apfel, der hat sowohl in der Küche, als auch schon in vorhandener Literatur (z.B. „Wilhelm Tell“, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ etc.) zahlreiche Hauptrollen belegt.
Für die Küche frage ich mich: Was kann ich daraus zubereiten?
Beim Schreiben überlege ich: Was wäre, wenn dieser Apfel sprechen könnte oder einen Menschen zur Tränen rührt oder vergiftet, einen Bösewicht zu Fall bringt oder den Schlüssel zur Macht enthält?
Weiß ich, was ich aus dem Apfel koche oder backe und wie es mit dem Apfel in der Geschichte weitergeht, entsteht für den Roman und das Gericht eine grobe Skizze in meinem Kopf. Nur da. Sonst erst einmal nirgendwo.
Ich überlege mir, welche Komponenten den richtigen Pfiff bringen.
In der Küche: Zimt in jedem Fall. Lavendel – das wäre mal eine kleine neue Geschmacksexplosion. Vanille, Tonkabohne, aber auch Orange, Erdbeere, Mandeln. Süß oder herzhaft? Apfel im Salat, mit Reis oder beim Kohl, gewürzt mit Ingwer. Könnte funktionieren. So läuft das bevor ich mit dem Backen oder Kochen beginne.
Bevor ich mit dem Schreiben beginne, ist das ähnlich. Ich muss mich für das Genre entscheiden – leckerlieblichzuckersüß oder bösartig. Weitere Komponenten folgen. In diesem Fall sind es keine Zutaten, sondern Personen oder Handlungsstränge.
Weiterbildung? In beiden Fällen ein Muss.
Lese ich einen Roman, dann dient mir das Geschriebene nicht als Anregung, sondern als Lehrstück. Was hat der Autor super gemacht, wovon kann ich noch lernen? Was hat mir nicht gefallen? Was würde ich anders machen? Ähnliche Fragen stelle ich mir auch beim Lesen eines Kochbuchs. Ich hole mir Anregungen, selten setze ich das Gelesene 1 : 1 um.
Ich schreibe aus dem Bauch und dem Herzen heraus – und so arbeite ich auch in der Küche. Klar, da kann dann schon mal was schief gehen, aber nur durch diese Fehler entwickle ich mich weiter.
Aber während ich glaube, meine Geschichte ist irgendwann reif genug, sie dir oder Ihnen zum Lesen zu geben, ist es bei einem Kuchen oder einem Gericht anders. Vielleicht fehlt mir der Mut oder die Erfahrung, vielleicht bin ich aber auch nur davon überzeugt: Das können viele andere viel besser. Nun, im Umkehrschluss hieße das: Ich bin von meiner Schreibe sehr überzeugt. Mmh. Okay. So 100% richtig ist das sicherlich nicht. Fazit: Ich habe keine Ahnung, warum ich so ein Problem damit habe. Und irgendwann muss jeder ins kalte Wasser springen. Ein sinnfreies Sprichwort für jeden, der am Schreibtisch sitzt, eine Wärmflasche im Rücken und eine Tasse dampfenden Kaffee neben sich.
Genug gelabert: Das neue Logo oben im Artikel links zeigt es, zukünftig wird es mehr Einträge „Vom Backen.“ geben. Hier schon mal ein paar visuelle Eindrücke. Und demnächst gibt es auch mal wieder eine kleine Leseprobe vom aktuellen Schreibprojekt.