King und ich

Mein Mann erzählte mir eben, er hätte übers Internet in einer älteren Ausgabe des New Yorkers (2003) eine Kurzgeschichte von Stephen King gelesen, die ihn an meine Story aus dem Jahre 1999 »Was einmal ausgesprochen wird …« erinnerte.

In Stephen Kings »Harvey´s Dream« geht es um ein älteres Ehepaar. Harvey erzählt seiner Frau eines Morgens einen Traum, in dem eine ihrer Töchter ums Leben kommt. Während des Berichts wird seine Frau nervös, denn sie bemerkt Parallelen in der Realität. Doch sie versucht sich damit zu beruhigen, dass Träume die laut ausgesprochen wurden, nicht eintreten können. Doch diesmal irrt sie sich.

In meiner Erzählung geht es um eine junge Autorin, die Morde vorhersieht. Um den grausigen Taten entgegenzuwirken, schreibt sie die Szenen in veränderten Versionen auf, gönnt sich kein, keine Pause – denn die Zeit ist gegen sie und nicht alle Opfer kann sie retten. Dann sieht sie einen Mord, dessen Opfer sie nicht genau erkennen kann und schon bald bemerkt sie, dass sie selbst es ist, die getötet werden soll – doch da ist ihr Mörder schon viel zu nah.
Aber, nur was einmal ausgesprochen bzw. aufgeschrieben wurde, kann nicht mehr geschehen.

Der Grundgedanke ist tatsächlich ähnlich. Stephen King hat also die gleichen Ideen wie ich – und dann sogar noch nach mir.
Nur, dass seine Geschichte im New Yorker erschien, meine in einer Anthologie, dessen Verlag gar nicht mehr existiert. Naja, frau kann nicht alles haben.
Parallel dazu die Rezension, die 2001 zu meiner Story erschien:

Überraschung wirklich gelungen!
[…] Zu meiner größten Überraschung gefiel mir eine Erzählung mehr als die andere, so dass ich das Büchlein in kürzester Zeit gelesen hatte. Überrascht war ich deshalb, da ich keinen der zum Teil noch recht jungen Autoren(innen) zuvor gekannt hatte und daher nie diese literarische Qualität vermutet hätte. […]
Ein zweites, absolutes Highlight stellt für mich die schon fast Stephen King Konkurrenz machende längere Erzählung WAS EINMAL AUSGESPROCHEN WIRD, von Nicole Rensmann, deren Internetadresse ebenfalls Eingang in meine Favoriten gefunden hat, dar. […]"
Volker Wenden,
Senden,10.09.2001, Yopi – Das Meinungsforum & Ciao

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.